Verändert das Internet die Sexualkunde?
Monika Scherer bringt Fünft- und Siebtklässlern im Heilbronner Mönchsee Gymnasium Sexualkunde bei. Seit elf Jahren unterrichtet sie das Thema im Biologieunterricht. Seither hat das Internet immer mehr Raum in der Welt eingenommen. Hat sich dadurch auch der Sexualkundeunterricht gewandelt?
Von Bigna Fink
Die Fragen der Schüler sind oft die selben wie früher
„Im Bio-Unterricht selbst hat sich durch das Internet gar nicht so viel verändert“, sagt die 38-jährige Lehrerin. Es sei aber schwierig, da eine allgemeine Aussage zu treffen. Denn jede Klasse sei etwas unterschiedlich. Stellen die Schüler mehr krasse Fragen durch ihre möglichen Eindrücke aus dem Internet? „Erstaunlich wenig“, sagt Scherer. Die Fragen seien ähnlich wie vor elf Jahren. Es gehe hauptsächlich eben um die Biologie, den eigenen Körper: um die Menstruation zum Beispiel oder wie eigentlich Zwillinge entstehen.
Sie beobachtet schon, dass es heute mehr Schüler gibt, die nach Begriffen fragen, die sie nicht verstehen. Es gebe viel Halbwissen, aufgeschnappt vermutlich vom Smartphone und Internet. „Denn man macht sich eher nicht die Mühe, im Internet weiter zu recherchieren.“
Die Toleranz ist gestiegen
Selten würden krassere Fragen gestellt wie: „Frau Scherer, was ist Gangbang?“. Tendenziell gehen mehr Schüler offener mit dem Thema Sexualität um, hat Monika Scherer den Eindruck. Beispielsweise zeige sie Fünftklässlern zum Thema Schwangerschaft das Foto eines Transsexuellen. Vom Gesicht her sieht er aus wie ein Mann, die transsexuelle Person ist aber schwanger. Im Gegensatz zu vor ein paar Jahren kennen die meisten heute das Bild. Das Bewusstsein, dass nicht alles Mainstream ist, sei größer geworden.
Monika Scherer beobachtet, dass Kinder immer früher in die Pubertät kommen. Aber das sei hauptsächlich durch eine bessere Ernährung und gesundheitliche Versorgung, biologisch erklärbar, meint die Lehrerin.
Viel Prävention in der Schule
Vor elf Jahren war das Handy noch selten ein Thema. „Fast alle Schüler in der Klasse 7 haben mittlerweile ein Smartphone“, sagt Scherer, die auch in Klasse 5 Medienbildung unterrichtet. „Viele Fünftklässer sagen zu mir dann, dass sie ab der sechsten Klasse ein Smartphone bekommen.“
Was die Biologielehrerin außerhalb des Unterrichts schon merke: Dass Schüler sexuelle Inhalte gegenseitig auf dem Handy hin- und herschicken. Sie verbreiten zum Teil unfreiwillig Bilder, die nicht verbreitet gehören. „Da versuchen wir in der Schule viel Prävention zu machen. Das fängt mit Medienbildung als eigenes Fach in Klasse 5 an.“